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Selbstliebe erzeugen mit der Kraft der 6 Mantras

Autorenbild: Sascha NachtnebelSascha Nachtnebel

Aktualisiert: 17. Nov. 2024

Eine Technik aus der buddhistischen Psychologie zur Erschaffung und Steigerung von Selbstliebe



In der buddhistischen Psychologie gibt es viele Werkzeuge, um unser inneres Gleichgewicht und das Miteinander zu fördern. Eine besonders wirkungsvolle Technik zum Erlangen von mehr Selbstliebe sind die 6 Mantras, die vom bekannten Zen Meister Thich Nhat Hanh entwickelt wurden. Diese Mantras können uns helfen, in der Verbindung zu anderen präsent und achtsam zu bleiben. Im Kern sollen sie uns darin unterstützen, unsere Beziehungen zu stärken, Missverständnisse zu vermeiden und Selbstliebe zu erzeugen.



Um die Kraft der 6 Mantras tiefer zu verstehen kann es hilfreich sein, wenn du bereits ein grundlegendes Verständnis zu Karma und Leerheit mitbringst. Dazu habe ich einige Artikel hier im Blog verfasst. (Die karmischen Gesetze, How to change reality, usw.)


Solltest du die Grundlagen der Karmalehre bereits grob erfasst haben, so reicht dir folgende Bewusstmachung von Je Tsongkapa zum besseren Verständnis des nun folgenden Artikels:

Wenn ich etwas in meinem Leben erreichen will, muss ich es zuerst für andere tun. Je Tsongkapa Lobsang Drakpa, Lehrer des 1. Dalai Lama (1357 - 1419)

Zuerst muss ich andere in ihre Selbstliebe bringen


Wenn wir einem der größten Lehrmeister des Buddhismus Glauben schenken, dann kann ich Selbstliebe in meinem Leben erst dann erfahren, wenn ich dieses Gefühl zuvor in anderen Lebewesen ausgelöst habe.


Das bedeutet, ich muss mit meinen Gedanken, Worten oder Taten (die 3 Wege des Karma) zuerst dafür sorgen, dass das Gefühl der Selbstliebe in meinem Gegenüber entsteht. Mein Gegenüber muss sich selbst wertvoll fühlen - dann erst (!) ist die karmische Grundlage für meine Selbstliebe geschaffen.


Wenn ich es schaffe, dass die Mitmenschen in meinem Umfeld eine Wertschätzung für sich selbst und ihr Dasein erfahren, dann kommt diese Wertschätzung irgendwann viel größer zu mir zurück und ich kann dann auch Selbstliebe für mich empfinden (siehe: das 1. und 2. Gesetz von Karma).



Die Voraussetzung für ein Gelingen der 6 Mantras


Viele von uns praktizieren regelmäßig und versuchen, in ihre Balance zu kommen, indem sie gesunde Ernährung, Bewegung (z.B. Yoga), Atemübungen, Meditation und ausreichend Schlaf in ihren Alltag integrieren.


Damit wären auch schon die wichtigsten 5 Elemente genannt, die wir benötigen, um langfristig in unsere Mitte zu kommen und den Herausforderungen im Alltag besser zu begegnen.


Wenn wir uns nicht ausreichend um unsere Balance kümmern, finden wir oft keine Energie, um andere in ihre Selbstliebe zu bringen - und damit fehlt uns laut Je Tsongkapa auch die Basis für unsere eigene Selbstliebe.

Wenn wir andere nicht in ihre Selbstliebe bringen, dann können wir keine Selbstliebe erfahren.

Die Voraussetzung für ein gutes Gelingen mit den 6 Mantras ist also eine ausreichende Selbstfürsorge. Ein paar Ideen dazu findest du im Artikel "Tipps für den besseren Start in den Tag" oder in meinem 2-Wochen-Balance-Programm.



Die 6 Mantras als ideales Tool zur Erzeugung von Selbstliebe


Wenn du bereits ein Mindestmaß an Energie und Balance für dich erreicht hast, dann sind die 6 Mantras von Meister Thich Nhat Hanh ein wirkungsvolles Tool zur Erzeugung von Selbstliebe in anderen und ich wende sie daher ständig in meinem Alltag an.


Als ich vor vielen Jahren damit begonnen habe, hatte ich noch Selbstzweifel, Scham, Schuldgefühle und immer wieder auch den Eindruck, ich wäre nicht gut genug für die Welt.


Duch die konsequente Anwendung der 6 Mantras konnte ich diese Störgefühle und negativen Glaubenssätze Stück für Stück transformieren und einen gesunden Wandel in mein Leben bringen.


Daher freue ich mich sehr, dass ich dir dieses Werkzeug nun weitergeben darf und ich wünsche dir viel Freude beim neugierigen Ausprobieren, damit du schon bald viel mehr Selbstliebe und Wertschätzung für dich empfinden kannst.


1. "Ich bin da."

Das größte Geschenk, dass du einem anderen Lebewesen machen kannst, ist deine bewusste Präsenz. Lies das noch mal.


Bei Geburtstagen oder anderen Festen können wir das gut überprüfen. Es ist nicht wichtig, was du mitbringst, es ist wichtig, dass du kommst, also da bist. Und du bist nicht einfach nur da.


Du bist in deinen Gedanken nicht in der Vergangenheit, denn die ist bereits vorbei und wir können nichts mehr an den Geschehnissen der Vergangenheit ändern. Du bist mit deinen Gedanken auch nicht in der Zukunft, denn die ist noch nicht da und daher unbestimmt.


Der wichtigste Moment deines Lebens ist gleichzeitig der einzige, der tatsächlich existieren kann und das ist genau jetzt - während du diesen Artikel liest. Andere Momente gibt es nicht. Es existiert nur HIER und JETZT.


Wenn du diese Klarheit und dieses Bewusstsein in deinen Gedanken entstehen lässt und diese Überlegung mit deinem Körper verbinden kannst, dann machst du deinem Gegenüber ein riesiges Geschenk: du bist im gegenwärtigen Moment präsent und verzettelst dich nicht in Gedanken zu Vergangenheit oder Zukunft.


Es bedeutet, dass du wahrhaftig präsent bist, ganz im Moment. Was denkst du, wie fühlt sich das für dein Gegenüber an?


Beispiele für deinen Alltag


Beruf


Im Arbeitsumfeld kannst du das Mantra „Ich bin da“ aktiv umsetzen, indem du bei Gesprächen mit Kollegen oder Vorgesetzten voll präsent bist. Beispielsweise erzählt dir ein Kollege von einer Herausforderung im Projekt. Anstatt gedanklich abzuschweifen, nickst du verständnisvoll, stellst gezielte Fragen und verzichtest darauf, dein Smartphone oder Notizen zu checken. Diese vollständige Präsenz signalisiert dem Kollegen, dass du ihn ernst nimmst und seine Anliegen für dich Priorität haben. So baust du Vertrauen auf und schaffst ein positives Arbeitsumfeld.


Familie


In der Familie zeigt sich „Ich bin da“ oft darin, dass du dich wirklich auf die kleinen, gemeinsamen Momente einlässt. Zum Beispiel beim Abendessen: Anstatt nur beiläufig zuzuhören, achtest du bewusst auf die Erzählungen deiner Kinder oder deines Partners. Du fragst nach Details, ohne deine Gedanken bereits auf den nächsten Tag zu richten. Dies signalisiert jedem Familienmitglied, dass es und seine Erfahrungen wichtig sind und stärkt so das Zusammengehörigkeitsgefühl und die emotionale Nähe.


Partnerschaft


In der Partnerschaft bedeutet „Ich bin da“ oft, digitale Geräte beiseitezulegen und den Moment nur mit deinem Partner zu genießen. Wenn ihr beispielsweise einen Abend miteinander verbringt, achtest du darauf, dass keine Ablenkungen vorhanden sind und ihr euch offen und ungestört unterhalten könnt. Durch den direkten Augenkontakt und das bewusste Zuhören entsteht eine tiefere Verbindung. Dein Partner spürt, dass du ihm deine volle Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenkst, was Vertrauen und emotionale Nähe stärkt.


Umwelt


In der Natur kannst du „Ich bin da“ praktizieren, indem du die Umgebung mit allen Sinnen aufnimmst. Zum Beispiel bei einem Spaziergang im Wald: Statt in Gedanken verloren zu sein, fokussierst du dich auf den Duft der Bäume, das Rascheln der Blätter oder das Zwitschern der Vögel. Dieser achtsame Umgang mit der Natur verbindet dich auf einer tieferen Ebene mit deiner Umwelt. Du schaffst Raum für innere Ruhe und Entspannung, indem du im Moment verweilst und die natürliche Umgebung ohne Ablenkungen auf dich wirken lässt.


Der Gegenbeweis


Wenn mein Gesprächspartner körperlich anwesend ist, aber abwesend wirkt und gedanklich abschweift, fühle ich mich übersehen. Dieses Verhalten vermittelt mir, dass meine Worte und mein Dasein keine echte Bedeutung haben. Dies schwächt mein Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe, da ich das Gefühl bekomme, nicht wichtig genug zu sein, um volle Aufmerksamkeit zu verdienen.


Fazit zum 1. Mantra


Das Mantra „Ich bin da“ schafft beim Gegenüber das Gefühl von Selbstliebe, weil es die Erfahrung von Wertschätzung und Bedeutung vermittelt. Wenn jemand wirklich präsent ist, fühlt sich die andere Person gesehen und verstanden. Diese echte Aufmerksamkeit gibt das Gefühl, wichtig und wertvoll zu sein, was wiederum das eigene Selbstwertgefühl stärkt. So hilft das Mantra indirekt, innere Blockaden von Zweifel und Unzulänglichkeit abzubauen. Diese Erfahrung, als Individuum anerkannt zu werden, fördert ein gesundes Gefühl der Selbstliebe.


2. "Du bist auch da."

Mit diesem Mantra drückst du aus, dass du die Anwesenheit des anderen schätzt. Du nimmst ihn wahr und bist nicht abgelenkt von äußeren Umständen.


Deine ganze Aufmerksamkeit gilt deinem Gegenüber und nicht dem Hintergrund oder der Vergangenheit oder Zukunft dieser Person. Du respektierst dein Gegenüber im Hier und Jetzt und verstehst, dass auch die Vergangenheit und Zukunft seiner Person gerade nicht existieren.


Diese Praxis hilft uns, alte Glaubenssätze oder Vorurteile zu unserem Gegenüber fallen zu lassen und Offenheit zu praktizieren. Wir gewähren unserem Gegenüber bei jeder Begegnung eine Chance, im gegenwärtigen Moment seine aktuelle Version zu zeigen und urteilen nicht auf Basis vergangener Erfahrungen.


Außerdem rechnen wir dem anderen hoch an, dass auch dieser den wichtigsten Moment seines Lebens gerade mit uns teilt: nämlich den einzigen, den es gibt: das HIer und Jetzt, den gegenwärtigen Moment.


Wir schenken unsere Aufmerksamkeit und lauschen, neugierig und verständnisvoll.



Beispiele für das 2. Mantra Beruf


Während einer Besprechung schildert ein Kollege Schwierigkeiten bei einem Projekt. Statt gedanklich bei deinen eigenen Aufgaben zu sein oder auf dein Handy zu schauen, bleibst du vollständig präsent. Du hörst aufmerksam zu, stellst offene Fragen und verzichtest darauf, Ratschläge zu geben. Diese aufmerksame Haltung zeigt dem Kollegen, dass du ihn respektierst und schätzt, unabhängig von seiner Rolle oder möglichen früheren Fehlern.


Familie


Beim gemeinsamen Abendessen könnte „Du bist auch da“ bedeuten, jedem Familienmitglied aufmerksam zuzuhören, ohne von den eigenen Erwartungen oder der Vergangenheit beeinflusst zu sein. Wenn deine Tochter zum Beispiel von einer Situation in der Schule erzählt, hörst du aufmerksam zu und vermeidest, alte Missverständnisse in deine Einschätzung einfließen zu lassen. Durch diese respektvolle Offenheit fühlt sie sich gesehen und wertgeschätzt.


Partnerschaft


In der Partnerschaft zeigt sich „Du bist auch da“, indem du deinem Partner aktiv zuhörst und ihm die Möglichkeit gibst, ohne Unterbrechungen zu sprechen. Wenn dein Partner von einem Problem oder einer Sorge erzählt, lässt du deine bisherigen Annahmen ruhen und begegnet ihm ohne Vorurteile. Dadurch fühlt sich dein Partner wirklich wahrgenommen und geschätzt, was Vertrauen und Nähe fördert.


Umwelt


Beim Spaziergang in der Natur kannst du „Du bist auch da“ praktizieren, indem du bewusst wahrnimmst, was um dich herum ist – die Geräusche der Vögel, die Farben der Blätter oder die Struktur des Bodens. Anstatt mit den Gedanken abzuschweifen, würdigst du die Natur im Moment. So entsteht eine tiefere Verbindung zur Umwelt, die dir Ruhe und Wertschätzung schenkt.


Nachbarschaft


In der Begegnung mit einem Nachbarn auf der Straße zeigt „Du bist auch da“, dass du ihn wirklich wahrnimmst. Anstatt nur einen kurzen Gruß zu erwidern und weiterzugehen, hältst du kurz inne, stellst eine freundliche Frage und schaust ihn dabei an. Durch diese echte Aufmerksamkeit fühlt sich dein Nachbar respektiert und als Teil der Gemeinschaft anerkannt.


Straßenverkehr: Im Stau


Im Stau stehend, siehst du einen anderen Fahrer, der Schwierigkeiten hat, einzufädeln. Anstatt genervt zu sein, lässt du ihn in die Spur. Dieses kleine Zeichen von Anerkennung zeigt, dass du den anderen Menschen respektierst, was auch im Straßenverkehr kleine Momente der Wertschätzung und Harmonie schafft.


Der Gegenbeweis

Wenn ich meinem Partner etwas Persönliches erzähle und merke, dass er gedanklich abschweift oder ungeduldig wirkt, fühle ich mich nicht vollständig wahrgenommen. Es entsteht das Gefühl, dass meine Anwesenheit nicht wirklich geschätzt wird. Dieser Eindruck mindert mein Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe, da ich das Gefühl bekomme, nicht wichtig genug zu sein, um seine volle Präsenz zu erhalten.


Wenn mein Gegenüber weiterhin die Vergangenheit oder alte Urteile in die Beziehung einfließen lässt, fühle ich mich nicht als die Person gesehen, die ich jetzt bin. Ich habe das Gefühl, dass ich auf meine Fehler oder die Vergangenheit reduziert werde. Dadurch sinkt mein Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe, weil ich das Gefühl habe, keine neue Chance zu bekommen, mich im Moment authentisch zu zeigen.


Fazit zum 2. Mantra


Indem wir durch das Mantra „Du bist auch da“ dem anderen im Moment begegnen und seine Anwesenheit wertschätzen, schenken wir ihm das Gefühl, bedeutend zu sein. Es erinnert ihn daran, dass er als Person im Hier und Jetzt respektiert und angenommen wird, was oft tiefe Selbstachtung und Wertschätzung für das eigene Sein auslöst. So hilft das Mantra, die Basis für Selbstliebe zu legen, indem es echte Anerkennung und Akzeptanz im gegenwärtigen Moment vermittelt.


3. "Ich weiß, dass du leidest, und ich bin für dich da."

Die Bewusstmachung, dass alle anderen Lebewesen auch leiden, ist der erste Schritt beim dritten Mantra. Warum kann ich wissen, dass alle Lebewesen leiden? Wir können wissen, dass alle Lebewesen leiden, weil Leiden ein Grundaspekt des Lebens ist, der alle verbindet.


In seiner ersten Unterweisung lehrte der Buddha die 4 höheren Wahrheiten und die erste Wahrheit lautet "Leid existiert."


Buddhistisch betrachtet ist Leiden ein Ergebnis des „Daseinskreislaufs“ und zeigt sich in Formen wie körperlichem Schmerz, emotionalem Leiden oder der Vergänglichkeit von Freude.


Jedes Lebewesen, das empfinden kann und Wünsche hat, ist damit auch verletzbar und unterliegt Enttäuschung und Verlust. Indem wir erkennen, dass Leiden eine universelle Erfahrung ist, entwickeln wir Empathie und Mitgefühl für alle anderen Lebewesen: Wir machen uns eine Gemeinsamkeit bewusst: Ich weiß, dass mein Gegenüber leidet und ich entscheide mich, für es da zu sein. Warum nochmal? Weil ich Selbstliebe generieren will. Wir erzeugen in unserem Herzen "Karuna" Energie, die Kraft des Mitgefühls. Das Gegenüber muss das Leid nicht alleine tragen.


Beispiele für das 3. Mantra


Beruf


Ein Kollege wirkt gestresst und überfordert mit einem Projekt. Anstatt ihn zu kritisieren oder Ratschläge zu geben, sagst du: „Ich sehe, dass dich das belastet, und ich bin hier, wenn du reden möchtest.“ Durch diese empathische Präsenz fühlt sich der Kollege unterstützt und nicht allein gelassen, was sein Selbstwertgefühl stärkt.


Familie


Ein Familienmitglied teilt seine Sorgen über persönliche Schwierigkeiten. Mit dem Mantra „Ich weiß, dass du leidest, und ich bin für dich da“ bietest du Trost, ohne Lösungen zu erwarten. Das Familienmitglied erfährt dadurch Mitgefühl und das Gefühl, dass sein Leiden von anderen wahrgenommen wird, was sein Selbstwertgefühl und seine Selbstliebe steigert.


Partnerschaft


Dein Partner ist traurig oder frustriert. Statt sofort zu versuchen, das Problem zu lösen, zeigst du durch deine aufmerksame Präsenz, dass du für ihn da bist und sein Leiden anerkennst. Diese Wertschätzung im Moment gibt deinem Partner das Gefühl, dass sein Schmerz gesehen und respektiert wird, was das Vertrauen und die Liebe zu sich selbst stärkt.


Alltag


Ein Nachbar oder Bekannter teilt in einem kurzen Gespräch persönliche Belastungen. Anstatt das Thema zu wechseln oder Small Talk zu führen, zeigst du Mitgefühl, indem du seine Worte mit Ruhe und Empathie aufnimmst. Dieser Moment des Zuhörens gibt deinem Gegenüber das Gefühl, auch im Alltag nicht allein in seinen Sorgen zu sein.


Der Gegenbeweis


Wenn ich in einer schwierigen Situation bin und mein Gegenüber mir keinerlei Mitgefühl zeigt, vielleicht sogar meine Gefühle ignoriert oder kleinredet, fühle ich mich allein und wertlos. Ohne das Gefühl, dass mein Schmerz gesehen wird, sinkt mein Selbstwertgefühl. Meine Selbstliebe leidet, weil ich das Gefühl habe, dass meine Emotionen keine Bedeutung für andere haben.


Fazit zum 3. Mantra


Das Mantra „Ich weiß, dass du leidest, und ich bin für dich da“ vermittelt Mitgefühl und zeigt, dass der Schmerz des Gegenübers nicht ignoriert wird. Durch meine bewusste Präsenz wird das Gefühl der Wertigkeit gestärkt, weil das Gegenüber erkennt, dass sein Leiden wahrgenommen und respektiert wird.


Die erzeugte „Karuna“-Energie – die Kraft des Mitgefühls – hilft, den inneren Schmerz anzunehmen, was langfristig das Gefühl der Selbstliebe fördert.



Das nun folgende 4. Mantra ist eine herausfordernde Übung, doch dadurch wird sie auch zu einer der wirlkungsvollsten. Zum besseren Verständnis unterteile ich sie in 2 Abschnitte: 4 a) und 4 b).


4. a) "Ich leide und ich will dass du das weißt."

Viele von uns gehen hier sofort in den Widerstand. Auf gar keinen Fall wollen wir Schwäche zugeben.


Ja, es fällt uns oft schwer, Verletzlichkeit zu zeigen und um Hilfe zu bitten. Dieses Mantra lädt uns ein, offen über unser eigenes Leid zu sprechen und andere daran teilhaben zu lassen. Doch warum?


Es fördert die Fähigkeit, sich zu öffnen und Unterstützung anzunehmen. Nein, es geht hier nicht um Jammern oder "Oversharing", also andere mit Details zu unserem Leid zu überschwemmen.


Es geht um das Teilen unserer Verletzlichkeit. Die Anwendung des Mantras „Ich leide und ich möchte, dass du das weißt“ verlangt, dass wir diese Verletzlichkeit zeigen und um Hilfe bitten, was uns oft große Überwindung und Vertrauen abfordert.


Auch dein Gegenüber weiß, wie viel Mut das kostet und du signalisierst dieser Person damit, dass du dich überwinden und Vertrauen schenken kannst, Das erzeugt das Gefühl der Selbstliebe im Anderen.


Er könnte zum Beispiel denken: "Wow, du lässt gerade alle Schutzmauern fallen und zeigst mir deine Verletzungen. Das erfordert Mut und Vertrauen. Ich bin es wert, dass du mir vertraust." Dadurch steigt seine Selbstliebe, das ist unser Ziel.


4 b) "Mein Leid ist meine Verantwortung, doch ich brauche deine Hilfe"

Wir alle sind selbst verantwortlich für unser Glück und unser Leid und alle, die ernsthaft an persönlicher Weiterentwicklung interessiert sind und praktizieren, wissen das.


Wir können dieses Bewusstsein mit unserem Gegenüber teilen und ihm zeigen, was wir bereits unternehmen, um unser Leid zu verwandeln. Zum Beispiel könntest du erzählen, dass du durch Meditation, Tagebuch schreiben (Journaling) oder Achtsamkeit gelernt hast, besser mit Stress umzugehen, und wie dir das geholfen hat, belastende Emotionen zu transformieren.


Damit erkennt dein Gegenüber, dass du verstanden hast, dass es deine eigene Verantwortung ist, dich um dein Glück zu kümmern und du nicht von ihm erwartest, dich glücklich zu machen.


Wenn du die Verantwortung für dein eigenes Glück erkennst und dein Gegenüber das weiß, zeigt dein Bitten um Hilfe, dass du dir der Grenzen deiner eigenen Bewältigungsstrategien bewusst bist und in diesem Moment Hilfe benötigst.


Es ist kein „Abgeben“ der Verantwortung, sondern ein Erkennen, dass auch Mitgefühl und Unterstützung von außen Teil des Heilungsprozesses sein können.


Das vierte Mantra stärkt Selbstliebe im Gegenüber, weil es dem Helfenden die Möglichkeit gibt, Mitgefühl und Fürsorge auszudrücken. Indem der andere auf den Hilferuf reagiert, erfährt er seine eigenen positiven Qualitäten und die Fähigkeit, etwas Bedeutungsvolles zu tun.


Karmisch betrachtet bringst du ihn in die Situation, gutes Karma für sich zu pflanzen. Der Moment der Unterstützung weckt ein Gefühl von Vertrauen und Empathie, wodurch er sich selbst als wertvoll erlebt.


Die Erfahrung, einem anderen Menschen in seinem Schmerz beizustehen, stärkt also das Selbstwertgefühl und die Selbstliebe des Gegenübers.


"Champions League"


Ganz besonders schwer ist dieses Mantra bei Menschen, mit denen wir ein strittiges Thema haben. Nur wenige von uns können sich vorstellen, einem vermeintlichen Feind gegenüber eigene Schwachstellen und Verletzlichkeiten aufzuzeigen oder sogar um Hilfe zu bitten.


Doch genau hier liegt eine verborgene Kraft. In einer schwierigen Partnerschaft habe ich dieses Mantra angewendet, obwohl ich das Gefühl hatte, meiner Partnerin damit noch mehr Angriffsfläche zu bieten und ihr genau zu zeigen, wo sie mich treffen kann.


Ich teilte ihr mein Leid mit und dass ich möchte, dass sie es weiß. Danach stellte ich ihr dar, was ich bereits unternommen habe, damit es mir besser gehen kann und zuletzt bat ich sie um Hilfe. Dabei hatte ich keine konkreten Vorstellungen, wie sie mir weiterhelfen könnte.


Und dann ist genau das Gegenteil meiner Befürchtungen passiert: sie hat aufgehört, mich anzugreifen und hat mir damit sehr geholfen, mich von unserem Konflikt zu erholen und mich um meine Wunden zu kümmern. Thich Nhat Hanh hat diese Wirkung vorausgesagt, doch ich habe nicht damit gerechnet, dass es funktioniert. "Ausprobieren" war das Zauberwort. Es hat mich große Überwindung gekostet und wenn wir dieses Gefühl spüren, sind wir meistens auf dem richtigen Weg.

Beispiele für das 4. Mantra


Beruf


Angenommen, du hast eine besonders stressige Woche mit vielen Fristen und siehst dich in einer Überforderungsspirale. Anstatt die Belastung allein zu tragen, gehst du proaktiv auf einen Kollegen zu: „Ich fühle mich gerade überfordert und komme mit den Aufgaben kaum hinterher.


"Kannst du mir helfen, die Präsentation vorzubereiten oder Aufgaben zu sortieren?“ Durch dieses Eingeständnis, dass du Unterstützung brauchst, öffnest du einen Raum, in dem sich Mitgefühl entwickeln kann. Dein Kollege kann konkrete Hilfe leisten, und du erfährst, dass Schwäche zeigen auch Stärke bedeutet, was dein Selbstwertgefühl und die Fähigkeit zur Selbstliebe stärkt.


Familie


Nach einem schweren Verlust fühlst du dich emotional erschöpft, möchtest aber deine Familie nicht belasten.


Statt die Gefühle zu verdrängen, entscheidest du dich, ehrlich zu sein und um Unterstützung zu bitten: „Mir fällt es schwer, den Verlust zu verarbeiten, und ich brauche euch gerade sehr. Könnt ihr mir vielleicht einfach zuhören oder mit mir darüber sprechen?“


Indem du die Bedürfnisse aussprichst und deine Verletzlichkeit zeigst, kann sich echtes Mitgefühl entwickeln. Deine Familie erkennt, dass du sie brauchst, und du erfährst dich als wertvoll und würdig, auch in schwierigen Momenten Hilfe anzunehmen.


Partnerschaft


Du bist nach einem langen Arbeitstag erschöpft und überfordert mit den Pflichten im Haushalt.


Statt die Last stumm zu tragen, sagst du deinem Partner: „Ich fühle mich heute völlig ausgelaugt und schaffe den Haushalt nicht allein. Kannst du mich unterstützen?“


Wenn dein Partner sich darauf einlässt und die Belastung mit dir teilt, verstärkt das nicht nur die Partnerschaft, sondern gibt dir auch das Gefühl, deine Bedürfnisse äußern zu dürfen und geliebt zu sein. Dadurch wird Selbstliebe gefördert, weil du erfährst, dass du mit deinem Bedürfnis nach Unterstützung angenommen wirst.


Alltag


Stell dir vor, du stehst lange in der Schlange an der Kasse und bist bereits vom Tag ausgelaugt. Die Kassiererin bemerkt deinen Stress und fragt freundlich, ob alles in Ordnung ist.


Statt ein freundliches „alles gut“ zu murmeln, entscheidest du dich für Ehrlichkeit: „Ehrlich gesagt, bin ich völlig ausgelaugt. Heute war wirklich ein harter Tag.“ Diese Offenheit kann dazu führen, dass die Kassiererin Verständnis zeigt, vielleicht etwas langsamer oder geduldiger ist. Das Gefühl, dass du als Mensch wahrgenommen wirst, stärkt deine Selbstliebe, weil du durch Mitgefühl erfährst, dass deine Belastungen nicht unsichtbar sind.


Der Gegenbeweis


Wenn ich in einer schwierigen Situation bin, aber niemanden um Hilfe bitte, um nicht verletzlich zu erscheinen, fühle ich mich entwertet, weil niemand meine Probleme sieht.


Wenn ich das über einen längeren Zeitraum mache, könnten die Menschen sogar denken, ich habe nie Probleme und bin immer stark und für alle da.


Das Zurückhalten meiner Emotionen und Bedürfnisse mindert langfristig mein Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe, da ich das Gefühl habe, keine Unterstützung verdient zu haben.


Doch wie sollen die anderen sehen, dass ich leide, wenn ich es nie zeige?


5. "Dies ist ein glücklicher Moment"

Das 5. Mantra erinnert uns daran, den gegenwärtigen Moment zu würdigen und bewusst wahrzunehmen. Es hilft uns, achtsam zu bleiben und die Schönheit einfacher Augenblicke zu erkennen, ohne uns von Gedanken an Vergangenheit oder Zukunft abzulenken zu lassen.


Indem wir uns diesem Moment öffnen, können wir uns wichtige Aspekte der Realität bewusst machen.


  • Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ist noch nicht da. Nur "Jetzt" existiert.


  • Alles ist vergänglich, auch mein Glück - und mein Leid.


  • In 300 Jahren ist von uns nur noch Asche und Staub übrig.


  • Alle 5 Grundlagen für Glück sind größtenteils vorhanden (Unterkunft, Nahrung, Gesundheit, Schlaf, Gesellschaft)


  • Wir können überwiegend dankbar sein für unser Leben


  • Wieviel Energie und Zeit wollen wir in Streit oder Leid gerade investieren?


So entsteht eine wertvolle Verbindung zwischen Dankbarkeit und Präsenz, die sowohl für uns als auch für unser Gegenüber stärkend wirken kann.



Beispiele für das 5. Mantra im Alltag


Beruf


Während einer Teamaufgabe hast du das Gefühl, dass alles reibungslos läuft und das Team effizient zusammenarbeitet. Anstatt dies als normal hinzunehmen, kannst du das 5. Mantra anwenden und dir bewusst machen, wie positiv dieser Moment ist: „Dies ist ein glücklicher Moment, in dem wir als Team so gut harmonieren.“ Durch die Würdigung dieses Augenblicks förderst du die Motivation und Wertschätzung unter den Kollegen und verankerst positive Arbeitsbeziehungen.


Familie


Beim gemeinsamen Frühstück mit der Familie kann „Dies ist ein glücklicher Moment“ angewendet werden, indem du kurz innehältst und die Zusammengehörigkeit im Raum wahrnimmst. Ein einfacher Satz wie „Es ist schön, heute Morgen zusammen zu sein“ stärkt das Gemeinschaftsgefühl und schafft ein Umfeld, in dem sich jedes Familienmitglied geschätzt und geliebt fühlt. Einige von uns erleben diese Momente häufig, doch wie oft drücken wir es aus und teilen es den anderen mit?


Partnerschaft


In einem ruhigen Moment mit deinem Partner, sei es beim Spazierengehen oder einfach auf dem Sofa, kannst du dir bewusst machen, wie wertvoll diese gemeinsame Zeit ist. Ein einfaches „Ich schätze diesen Moment mit dir“ oder "Ich bin so dankbar, dass es dich gibt" zeigt deinem Partner, dass du die gemeinsamen Augenblicke als bedeutsam empfindest, was Nähe und Vertrauen stärkt.


Umwelt


Bei einem Spaziergang in der Natur erlebst du die Schönheit des Augenblicks – vielleicht das Sonnenlicht durch die Bäume oder das Zwitschern der Vögel. Durch das Mantra „Dies ist ein glücklicher Moment“ fokussierst du dich auf die Umgebung und spürst Dankbarkeit für die Schönheit der Natur, was eine tiefere Verbundenheit mit deiner Umwelt schafft und dein Wohlbefinden steigert. Wenn ich das 5. Mantra praktiziere, wird mein ganzer Körper von Energie durchtränkt, das ist wirklich wundervoll in der Natur.


Nachbarschaft


Begegnest du einem Nachbarn und hast einen freundlichen Austausch, kannst du dir bewusst machen, dass auch dies ein glücklicher Moment ist, geprägt von Harmonie und Offenheit. Ein einfaches „Es ist schön, mit Ihnen zu plaudern“ zeigt deinem Gegenüber Wertschätzung und stärkt die Bindung innerhalb der Gemeinschaft.



Auch in schwierigen Momenten


Stell dir vor, du und dein Partner seid gestresst und geratet während eines ernsten Gesprächs in Konflikt. Statt die Situation eskalieren zu lassen, atmest du tief durch und erinnerst dich an das Mantra „Dies ist ein glücklicher Moment“. Du sagst ruhig: „Trotz unserer Meinungsverschiedenheit bin ich dankbar, dass wir gerade die Möglichkeit haben, offen zu sprechen.“


Diese bewusste Entscheidung, den Moment zu würdigen, lenkt die Aufmerksamkeit auf das Positive in eurer Verbindung, fördert Entspannung und schafft eine Grundlage für Verständnis. Indem du den Moment wertschätzt, vermittelst du deinem Partner, dass eure Beziehung selbst in schwierigen Zeiten bedeutungsvoll ist.


Der Gegenbeweis zum 5. Mantra


Wenn mein Gegenüber sich durch die Gegenwart von negativen Gedanken oder Gefühlen beeinflussen lässt und den Wert des Moments nicht wahrnimmt, fühle ich mich vielleicht weniger wertvoll.


Es kann der Eindruck entstehen, dass die gemeinsamen Erlebnisse weniger bedeutsam sind. Wenn der andere in meiner Nähe nicht im Moment verweilen kann, mindert das mein Selbstwertgefühl. Ich erlebe dann keine echte Verbindung, sondern spüre eine Distanz, die mir das Gefühl gibt, für diesen Augenblick nicht wertvoll zu sein.


Fazit zum 5. Mantra


Durch die bewusste Würdigung und das gemeinsame Erleben des Augenblicks, wie es das Mantra „Dies ist ein glücklicher Moment“ anregt, vermittelst du dem anderen, dass auch er Teil eines bedeutenden Moments ist.


Die Anerkennung einfacher, schöner Momente kann beim Gegenüber positive Gefühle und Selbstwertgefühle stärken. Indem wir solche Augenblicke aktiv gestalten und mit anderen teilen, fördern wir das Wohlbefinden und tragen zur Entwicklung von Selbstliebe bei – für uns und für die Menschen um uns herum.


 

6. "Ja, du hast teilweise recht."

Dieses Mantra „Ja, du hast teilweise recht“ ist ein wertvolles Werkzeug zur Konfliktlösung und stärkt das Verständnis zwischen zwei Menschen. Es wird eingesetzt, wenn Kritik oder Lob an dich gerichtet werden. Zum genauen Verständnis teile ich dieses Mantra in die beiden Fälle Kritik und Lob auf.


Anwendung gegen Kritik


Anstatt den Standpunkt des Gegenübers vollständig abzulehnen, erkennen wir an, dass seine Sichtweise zumindest teilweise berechtigt ist. Dies baut Brücken und fördert eine wertschätzende Haltung im Dialog. Im inneren des Kritikers entsteht ein unerwartetes "Ja, wusste ich es doch!"


Doch einige von uns tendieren dazu, sich bei Kritik in zu viel Minderwertigkeit zu stürzen und daher schützen wir uns, indem wir auch auf die gegenteiligen Aspekte in uns hinweisen. Ein Dialog könnte so aussehen:


Kritiker: "Du bist immer so unzuverlässig!" Antwort: "Ja, du hast teilweise recht. Ich bin manchmal unpünktlich. Doch ich bin sehr zuverlässig bei der Betreuung der Kinder."


Indem wir den Fokus auch auf die gegenteiligen Aspekte lenken, ermöglichen wir dem Kritiker eine neue Perspektive: ich bin nicht nur schlecht, ich bin auch gut. Dadurch bremsen wir seine einseitige Wahrnehmung und hindern ihn daran, den größten Killer von Selbstliebe zu praktikzieren:

Kritik tötet Selbstliebe

Wenn mein Gegenüber also aufhört, Kritik zu senden und damit Selbstliebe zu töten, dann hindere ich ihn daran, seine Selbstliebe zu zerstören. 2.500 Jahre alte Karma-Logik :) Der Leitsatz von Je Tsongkapa funktioniert nämlich auch andersherum:

Wenn ich etwas nicht mehr in meiner Welt erleben will, muss ich aufhören, mich anderen gegenüber so zu verhalten.

An dieser Stelle wird oft bemerkt, dass Kritik doch auch wichtig sei und ich werde dann gefragt, wieviel Kritik denn heilsam wäre. Meine Antwort ist immer die gleiche: Kritik tötet Selbstliebe. Wenn du deinen Selbstwert zerstören möchtest, kritisiere andere.


Es tut mir leid, liebe Pädagogen: so etwas wie konstruktive Kritik gibt es nicht. Es gibt wohlwollende Hilfestellungen zur Verbesserung des Erlebens und die sollten nur dann gegeben werden, wenn sie auch beauftragt wurden.


Alles andere ist ungefragte, unheilsame Kritik. Prüfe das gerne in deinem Alltag anhand deines Selbstwerts nach: wenn du andere oft und stark kritisierst, hast du vermutlich starke Probleme mit deinem Selbstwertgefühl und zweifelst deine eigenen Fähigkeiten an. Wenn du Kritik größtenteils aus deinem Leben verbannt hast, ist dein Selbstwert eher gut. Ich kenne beide Situationen und ich hatte einfach keine Lust mehr auf ein schlechtes Selbstwertgefühl. Die Entscheidung liegt immer bei uns selbst.


Beispiele für das 6. Mantra


Beruf


Ein Kollege sagt: „Du bist immer so kritisch.“ Antwort: „Ja, es stimmt, dass ich manchmal sehr genau hinschaue. Gleichzeitig sorge ich dafür, dass alle Details stimmen, damit wir keine Fehler übersehen und wenn ich meine Arbeitszeit bedenke, bin ich gerade sehr großzügig.“ Durch diese Antwort zeigst du, dass du zur Präzision neigst, was für die Qualitätssicherung im Team wertvoll ist, aber an anderen Stellen auch mal alle Fünfe gerade sein lassen kannst. Der Kollege sieht so, dass auch Positives hinter deinem Verhalten steckt.


Familie


in Familienmitglied sagt: „Du bist nie richtig gesellig.“ Antwort: „Ja, bei Familienfeiern ziehe ich mich manchmal zurück. Dafür sorge ich regelmäßig dafür, dass wir alle zusammenkommen und organisiere oft Ausflüge.“


Partnerschaft


Dein Partner sagt: „Du vergisst ständig Dinge, die ich dir sage.“ Antwort: „Ja, es passiert, dass ich Kleinigkeiten vergesse, aber wenn es um größere Entscheidungen oder wichtige Daten für uns geht, achte ich immer darauf, mich daran zu erinnern und etwas Besonderes daraus zu machen.“


Nachbarschaft


Ein Nachbar sagt: „Du bist oft laut, wenn du spät nach Hause kommst.“ Antwort: „Ja, ich habe ab und zu die Lautstärke nicht bedacht, wenn ich spät heimkomme. Doch tagsüber bemühe ich mich stets, ruhig zu sein, und achte darauf, dass ich den gemeinsamen Garten leise nutze.“


Straßenverkehr


Ein Mitfahrer sagt: „Du fährst viel zu langsam.“ Antwort: „Ja, ich fahre manchmal vorsichtig und halte mich eher zurück. Dafür halte ich immer zügig Schritt, wenn die Straße frei ist, um den Verkehr nicht zu behindern.“

Der Gegenbeweis

Wenn meine Kritik komplett abgelehnt wird und keine Bereitschaft zur Reflexion gezeigt wird, fühle ich mich nicht ernst genommen. Die Ignoranz meines Standpunkts gibt mir das Gefühl, dass meine Wahrnehmung wertlos ist, was mein Selbstwertgefühl untergräbt.


Wenn ich jedoch nur einseitig urteile und nicht die andere Seite der Medaille sehen kann, kritisiere ich unfair und töte damit die Selbstliebe im anderen - was karmisch betrachtet dann zum Tod meiner eigenen Selbstliebe führt.


Anwendung bei Lob


Beim 6. Mantra „Ja, du hast teilweise recht“ kann dieses Prinzip auch auf Lob angewendet werden, indem die gelobte Person die Anerkennung annimmt und gleichzeitig zeigt, dass sie auch Fehler macht.


Anstatt ausschließlich auf das Lob einzugehen, gibt die Person auch Einblicke in eine kontrastierende Qualität. So bleibt das Selbstbild realistisch und integriert Stärken aus anderen Bereichen.


Wenn ich Lob nur einseitig annehme und mich ausschließlich darauf fokussiere, könnte ich Gefahr laufen, in Arroganz oder Selbstüberhöhung zu verfallen. Dies verhindert eine authentische Selbstreflexion und lässt mich die Aspekte ausblenden, in denen ich ebenfalls wachsen möchte


Beruf


Ein Kollege lobt: „Du bist sehr organisiert.“ Antwort: „Ja, ich lege viel Wert auf Organisation, aber ich kann auch mal chaotisch sein, wenn der Termindruck groß ist.“

Hier wird die Organisationsfähigkeit anerkannt, während die Person auch zugibt, dass sie in hektischen Situationen manchmal nicht perfekt strukturiert ist. Das erzeugt Augenhöhe


Familie


Ein Familienmitglied sagt: „Du bist so geduldig mit den Kindern.“ Antwort: „Danke, Geduld ist mir wichtig. Doch wenn ich erschöpft bin, fällt mir das manchmal schwer.“ Diese Antwort unterstreicht dein Menschsein und der andere fühlt sich nicht schwächer.


Partnerschaft


Der Partner sagt: „Du hörst mir immer so aufmerksam zu.“ Antwort: „Danke, Zuhören ist mir wichtig. Allerdings bin ich in der Firma manchmal gedanklich abwesend, wenn ich selbst viel um die Ohren habe.“


Nachbarschaft


Ein Nachbar sagt: „Du bist immer so hilfsbereit.“ Antwort: „Danke, ich helfe gern. Doch manchmal merke ich, dass ich zu viel verspreche und mich dann überfordere.“ Viele von uns haben das Potenzial zur Überlastung und gehen hier in Resonanz.


Straßenverkehr


Ein Freund lobt: „Du fährst so ruhig und sicher.“ Antwort: „Danke, ich bemühe mich darum. Aber ich merke, dass ich bei Stress manchmal doch etwas ungeduldig werde.“


Das sechste Mantra „Ja, du hast teilweise recht“ stärkt Selbstliebe im Gegenüber, indem es eine Balance zwischen Anerkennung und Ehrlichkeit schafft.


Wenn jemand sieht, dass seine Wahrnehmung anerkannt, aber gleichzeitig differenziert betrachtet wird, erfährt er Respekt und Wertschätzung für seine Sichtweise. Es ermöglicht, Kritik oder Lob ohne Verteidigung anzunehmen und gleichzeitig eine eigene Perspektive beizutragen.


Dieses beidseitige Verständnis zeigt, dass seine Meinung geschätzt wird und er als Mensch mit all seinen Facetten akzeptiert ist. Dies stärkt das Gefühl der Selbstliebe und Selbstachtung im Gegenüber.


 

Die sechs Mantras im Überblick


  1. "Ich bin da" – Präsenz und Achtsamkeit für den Moment schenken.


  2. "Du bist auch da" – Das Gegenüber ohne Ablenkung wahrnehmen und schätzen.


  3. "Ich weiß, dass du leidest, und ich bin für dich da" – Empathie und Unterstützung in Zeiten des Leids bieten.


  4. "Ich leide und möchte, dass du das weißt" – Eigene Verletzlichkeit teilen, Verantwortung übernehmen und um Hilfe bitten.


  5. "Dies ist ein glücklicher Moment" – Den aktuellen Moment bewusst als positiv wahrnehmen und würdigen.


  6. "Ja, du hast teilweise recht" – Bei Kritik oder Lob die eigene Fehlerhaftigkeit oder Komplexität anerkennen.


 

Fazit


Die sechs Mantras von Thich Nhat Hanh bieten einen praktischen Weg, Selbstliebe und Achtsamkeit in unseren Alltag und Beziehungen zu integrieren.


Durch die bewusste Anwendung fördern sie Präsenz, Offenheit und authentische Kommunikation, was zu tieferem Verständnis und gegenseitiger Wertschätzung führt. In einem Umfeld, das oft schnelle Urteile und Oberflächlichkeit begünstigt, erinnern uns diese Mantras an die Essenz echter Begegnungen – an Mitgefühl, Zuhören und das Teilen des Augenblicks.


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