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AutorenbildSascha Nachtnebel

Eine Fire Puja für den Jahreswechsel

Aktualisiert: 3. Juni 2023

Angelehnt an ein berühmtes Ritual des Buddhismus - die Fire Puja - möchte ich in diesem Artikel einen schönen Brauch für den Übergang ins neue Jahr mit dir teilen.

Die ursprüngliche Fire Puja, auf die ich mich hier beziehe, stammt von Kedrup Je, einem Schüler von Je Tsongkapa (1357 - 1419). Dieser wiederum ist Gründer des Klosters Sera, dessen Gelug-Tradition ich folge. Die Schriften und Weisheiten von Je Tsongkapa zählen zu den berühmtesten und wirkungsvollsten des Mahayana Buddhismus und helfen dabei, ein freies und glückliches Leben zu ermöglichen, für uns selbst und andere Lebewesen.

Zwei Gefäße mit Zetteln

Stell zwei Gefäße in deiner Wohnung auf. Eines für alles, was du im alten Jahr loslassen möchtest und eins für alles, was du im neuen Jahr erschaffen willst. Ich nehme gerne zwei große Einmachgläser und stelle sie Anfang Dezember sichtbar mitten in die Küche, denn dort sehe ich sie jeden Tag und werde daran erinnert, dass ich sie mit Zetteln fülle. Wenn du das Ritual erst am 31. Dezember beginnst, dann kannst du auch einfach zwei kleine Schüsseln nehmen.


Was ich im alten Jahr lassen möchte


Für das erste Glas schreibst du nun kleine Zettel mit Situationen, Dingen, Verhaltensmustern oder Gefühlen, die du nicht mit ins neue Jahr nehmen möchtest. Zum Beispiel Ängste, Zweifel, Befürchtungen, Sorgen und Erwartungen an dich oder andere... Verantwortung, die du nicht tragen musst, Wünsche, die sich nicht erfüllt haben, Vorwürfe, Schuldgefühle, eigene Begrenzungen, Wut, Ärger, Rache – einfach alles, was du nicht ins neue Jahr mitnehmen willst, weil es dein Leben schwer und sorgenvoll macht.


Auf einem Zettel könnte stehen: „Meine ständige Kritik an meinem Partner“ oder „Meine Sucht nach Schokolade“. Es können aber auch konkretere Themen sein, bei denen bestimmte Menschen eine Rolle spielen. Dann ist es wichtig, dass du den Namen mit dem Stift einkreist um damit zu signalisieren, dass du nicht diesem Menschen schaden möchtest, sondern nur dein Gefühl ändern willst, z.B. „Endlich Frieden mit (z.B. Petra)“ oder „Kein Zorn mehr auf (z.B. Peter)."


Es spielt keine Rolle, wie groß oder klein die alten, schlechten Themen sind, die du nicht ins neue Jahr mitnehmen möchtest. Es ist nur wichtig, dass du sie dir ins Bewusstsein holst und eine feste Entscheidung triffst, sie im alten Jahr zu lassen - und damit noch mehr loszulassen. Alles, was deinen Geist nicht mehr belastet, hilft dir dabei, freier zu leben.



Was ich im neuen Jahr erschaffen möchte


Beim Befüllen des zweiten Gefäßes nehme ich mir am 31. Dezember gerne eine Stunde Zeit und schaffe eine gute Atmosphäre im Raum. Angenehme Beleuchtung, ruhige Musik und ein guter Tee sind hier gute Begleiter. Du kannst auch über den Dezember verteilt kleine Zettel schreiben und sie im jeweiligen Gefäß sammeln. Lade deinen Partner und deine Familie ein, es dir gleich zu tun - jeder bekommt sein eigenes Gefäß.


In diesem zweiten Gefäß sammle ich Zettel mit Dingen, die ich im neuen Jahr für mich, mein Leben und mein Umfeld erschaffen möchte. Versuche, je Punkt mindestens eine gute Antwort zu finden, die für dich passt:

  • Welche deiner Eigenschaften willst du verstärkt entwickeln?

  • Zu welcher Person willst du dich weiter entfalten?

  • Welche Aspekte von dir warten darauf, noch gelebt zu werden?

  • Wie bringst du dich selbst beruflich und privat noch klarer zum Ausdruck?

  • Was willst du der Welt im neuen Jahr von dir zeigen?

  • Was willst du weitergeben an Wissen und Erfahrung?

  • Welche Visionen und Träume hast du?

  • Mit welchen Menschen willst du mehr Zeit verbringen und womit?

  • Wo kannst du noch achtsamer werden, noch bewusster und klarer?

  • Wo kannst du noch dankbarer und liebevoller werden?

  • Wie und wo kannst du noch lebensdienlicher leben und handeln?

  • Wie kannst du direkt etwas zu der Gesellschaft beitragen, in der du lebst?

  • Was willst du am Ende des Jahres unbedingt erlebt haben?


Vorbereitung der Fire Puja Zeremonie


Am 31. Dezember nimmst du dir noch einmal Zeit und schaust dir alle Zettel in Ruhe an. Setz dich an einen Tisch, lies dir in Ruhe noch einmal alles durch, versetze dich noch einmal in die Situationen, die du nicht mehr mitnehmen möchtest. Ergänze, was noch fehlt. Bring dich in eine gute Energie, sei aufrichtig und achtsam mit deinen Wünschen und Ideen für das neue Jahr. Versuche, die Absichten hinter deinen Vorhaben auf zu viel Ichbezogenheit zu prüfen und eine Absicht zu finden, die nicht nur dir selbst einen Vorteil bringt, sondern auch deinem Umfeld und im besten Fall der ganzen Welt.


Die Utensilien


Am letzten Abend im alten Jahr werden die „alten“ Zettel in einem feierlichen Ritual verbrannt. Dazu stellst du deine Feuerschale auf einen festen Untergrund im Freien. Achte darauf, dass nichts durch Funkenflug in Brand geraten kann und dass der Rauch nicht in offene Fenster ziehen kann. Stell dir einen kleinen Eimer mit Sand oder Erde zur Seite, damit du etwas zum Löschen hast.


Am einfachsten lässt sich das Feuer mit ein wenig Holzspänen, Streichhölzern oder ähnlichem in Gang bringen. Als Brennstoff nehme ich am liebsten Ghee (geklärte Butter). Leg dir noch ein wenig Räucherwerk dazu, ich verwende gerne weißen Salbei oder Räucherstäbchen dazu. Du stapelst ein wenig Holzspäne und/oder Streichhölzer in deiner Feuerschale, fügst einen Esslöffel Ghee hinzu und zündest das Feuer an.



Schlechte Energie visualisieren


Im nächsten Schritt nimmst du den ersten Zettel aus dem Glas und liest ihn dir noch einmal durch. Versetze dich in die Situation, die auf deinem Zettel steht. Hol dir Bilder und Sinneseindrücke dazu, lass die Situation noch einmal kurz aufleben. Dann triffst du die Entscheidung erneut, das alles nicht mit ins neue Jahr zu nehmen.


Umschließe den Zettel mit deiner Faust und halte sie an dein Herz. Konzentriere dich auf deine Atmung: Stell dir vor wie, wie sich beim Einatmen die negative Energie in Form von schwarzem Rauch inmitten deines Herzens sammelt. Alles, was dich mit dem Inhalt des Zettels verbindet, alle Eindrücke, Gedanken und Gefühle dazu verwandeln sich in schwarzen Rauch, konzentriert in der Mitte deines Herzens.


Negative Energie in den Zettel ausatmen


Beim Ausatmen durch die Nase bläst du den imaginären schwarzen Rauch direkt in deine Faust, in den Zettel. Du atmest so lange in die Faust, bis kein schwarzer Rauch mehr in deinem Herzen übrig ist. Lass nichts in dir zurück. Es kann ein paar Atemzüge dauern, manchmal fühlt es sich an, als wollte es nicht herauskommen. Es kann sein, dass sich die Hand danach schwer anfühlt. Wenn alles negative heraus geatmet ist, wirfst du den Zettel mitsamt der schlechten Energie ins Feuer und beobachtest, wie er verbrennt. Du sagst dir: „Das wars, damit ist nun Schluss."


Dann nimmst du den nächsten Zettel und wiederholst das Ritual auf die gleiche Weise - immer mit dem bewussten visualisieren der Situationen und dem Ausatmen der schlechten Energie, hinein in den Zettel. Nach jedem Zettel sagst du dir „Das wars, damit ist nun Schluss."



Die Kraft der Bewusstmachung


Ein wichtiger Aspekt ist, dass du dir Zeit nimmst für jeden Zettel, denn die Kraft hinter dieser Zeremonie liegt in der Bewusstmachung. Wir machen uns bewusst, wie genau die Situation war, die wir nicht mehr in unser neues Leben und das neue Jahr mitnehmen wollen. Dann treffen wir bewusst die Entscheidung, alles damit verbundene auszuatmen und zu verbrennen. „Ich kritisiere keine Menschen mehr, das wars. Damit ist nun Schluss.“ (Kritik ist im Übrigen der größte Beziehungskiller, egal ob privat oder im Beruf, daher sollte man die immer vermeiden). Beispiele wären auch: „Ich halte ein gesundes Maß beim Essen ein und ignoriere meinen Körper nicht mehr. Das war’s, damit ist nun Schluss." oder "Ich sage nicht mehr "JA" wenn ich eigentlich "NEIN" fühle."



Das neue Jahr begrüßen


Eine der schönsten Arten, das neue Jahr zu begrüßen, ist für mich der zweite Teil dieser Zeremonie. Du kannst direkt nach dem Jahreswechsel am 1. Januar nach Null Uhr damit starten - also noch während der Silvesterfeier. Das hat den Vorteil, dass du nicht alles neu aufbauen musst und du kannst eventuell das gleiche Feuer nutzen. Du kannst dir aber auch noch ein wenig Zeit lassen und beginnst die zweite Fire Puja im Laufe des 1. Januar.


Das gleiche Setup


Auch für den zweiten Teil benötigst du ein Feuer mit Streichhölzern, Ghee und Räucherwerk, doch dieses Mal kommt das Gefäß mit den "neuen" Zetteln zum Einsatz. Du nimmst dir ein paar Atemzüge Zeit und machst dir noch einmal bewusst, dass das neue Jahr nun begonnen hat. Alles, was du im Hier und Jetzt tust, wird eine Richtung vorgeben und deine Zukunft gestalten. Alles, was du auf deinen Zetteln für das neue Jahr notiert hast, bildet eine Grundlage für dein neues Denken, Reden und Handeln.



Erinnere dich an die Zukunft


Zünde das Feuer an und nimm den ersten Zettel in die Hand. Lies ihn dir aufmerksam durch und versetze dich in Gedanken in eine Situation, die diesem Zettel entspricht. Wenn dort zum Beispiel steht "Ich will mich mehr bewegen." dann stell dir vor, wie du spazieren gehst oder Yoga machst. Spüre in den Moment und achte darauf, wie es sich anfühlt, wenn du mehr Kraft, Energie und Gesundheit hast. "Erinnere" dich an die Zukunft, indem du dir wie in einem Film vorstellst, dass all die Wünsche und Pläne, die auf deinen Zetteln notiert sind, Realität werden.


Goldenes Licht einatmen


Sobald du ein klares Bild vor Augen hast, wie deine Zukunft im Zusammenhang mit deinem Vorhaben aussieht, hältst du die Faust mit dem Zettel an deine Nase und stellst dir vor, wie du goldenes Licht durch deine Nase einatmest. Das goldene Licht findet seinen Weg durch deine Nase direkt in dein Herz und mit jedem Atemzug wächst die Energie dort an. In deinem Herzen bildet sich eine wunderbar geformte Lotusblüte, ein deren Mitte ein Diamant eingefasst ist. Die Lotus-Blüte steht traditionell für all die guten Gefühle und Emotionen in dir, also dein Verständnis, dein Mitgefühl und deine Liebe. In der Mitte der Blüte stellst du dir einen glitzernden Diamanten vor. Es kann auch ein Rohdiamant sei, lass deiner Fantasie freien Lauf. Der Diamant steht für das weitreichende Wissen, das du dir angeeignet hast. Wenn du bereits Wissen zum Thema Leerheit hast, dann machst du dir an dieser Stelle noch einmal bewusst, woher alle Dinge kommen.



Lotus und Diamant im Herzen


Nachdem du alles Licht aus deinem Zettel eingeatmet hast, wirfst du den Zettel ins Feuer und lässt dich vom Gefühl großer Vorfreude durchfluten. Je mehr du diese Freude spüren kannst und je länger du dieses hochschwingende Gefühl halten kannst, desto mehr wird sich dein Geist darauf einstellen, es auch zu erreichen. Feiere jeden einzelnen Zettel als kleines Commitment für dein neues, glückliches und erfolgreiches Jahr.


Mögest du gesund und frei sein, mögen alle Lebewesen gesund und frei auf dieser Welt wandeln und ein friedvolles, neues Jahr voller Liebe, Mitgefühl und Verständnis erleben.


Alles Liebe,

Sascha

 

Die Checkliste für deine Fire Puja

  1. Feuerschale

  2. Feuerfester Untergrund im Freien

  3. Fenster, Türen schließen

  4. Räucherwerk (weißer Salbei, etc.)

  5. Streichhölzer

  6. Erde, Sand zum Löschen

  7. Gefäße mit Zetteln

 



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